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Gehütete Geheimnisse – Das Flüstern der Kiefern, Band 2 (TASCHENBUCH)

Gehütete Geheimnisse – Das Flüstern der Kiefern, Band 2 (TASCHENBUCH)

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Ein Monat ist vergangen, seit Jayne O’Shea in den Northwoods angekommen ist. Inzwischen hat sich die ehemalige Ermittlerin gut eingelebt – das Landleben gefällt ihr, und die Arbeiten am Haus ihrer Großeltern machen Fortschritte. Alles scheint perfekt zu sein.

Dann jedoch erschüttert der plötzliche Tod eines Schaustellers den kleinen Ort – und die Dorfbewohner wenden sich hilfesuchend an sie. Sie gerät in einen heiklen Zwiespalt: Einerseits will sie sich nicht einmischen, andererseits weiß sie, dass jemand für Gerechtigkeit sorgen muss. Als wenig später ein zweiter Artist tot aufgefunden wird und der neue Sheriff – wie schon sein Vorgänger – den Vorfall als bloßen Unfall abtut, weil er offensichtlich mehr Interesse daran hat, Touristen Knöllchen zu verpassen als einen Mörder zu jagen, sieht Jayne sich gezwungen zu handeln.

Wird es ihr gelingen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, bevor der Täter erneut zuschlägt?

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Kapitel 1
ALS DIE DÄMMERUNG DES JUNIHIMMELS in Dunkelheit überging, tauchte wie aus dem Nichts ein knapp drei Meter großer Clown auf, der von Kiefer zu Kiefer stakste und die zwischen den Ästen baumelnden Solarleuchten einschaltete. Ich lächelte amüsiert. Der Typ auf Stelzen hatte meine Frage beantwortet, wie diese wohl zum Leuchten gebracht werden würden. Praktischer wären natürlich solche gewesen, die automatisch angingen, sobald das Tageslicht zu schwinden begann, aber so war es eindeutig unterhaltsamer.
Schon seit über einem Monat hörte ich immer wieder Erstaunliches über den legendären Whispering Pines-Zirkus, und heute hatte ich es endlich geschafft, mir gemeinsam mit meinem Freund Tripp Bennett selbst ein Bild davon zu machen.
„Was möchtest du als Nächstes tun?“, fragte Tripp gerade. „Karussell fahren oder karamellisiertes Popcorn essen?“
Besagtes Karussell war das beeindruckendste Fahrgeschäft, das mir je untergekommen war, eine doppelstöckige Augenweide mit jeder Menge Tieren. Wie bei fast jedem anderen war auch dieses mit den obligatorischen Pferden bestückt, aber ebenso mit Kaninchen, Rentieren, Kamelen, Löwen, Katzen, Giraffen, Fröschen und Ziegen. Für die kleinen Besucher, die noch nicht auf ein Tier zu klettern vermochten, gab es eine Bank in Form eines Schwans und ein U-Boot, das aussah, als wäre es direkt einem Unterwasser-Fantasy-Roman von Dr. Seuss entsprungen.
„Was für eine Frage.“ Ich deutete auf das Oberdeck des Karussells. „Dieses Zebra hat es mir von Anfang an angetan.“
„Na, dann mal los.“ Er zeigte auf das schillernde Tier hinter meinem Wunschtransportmittel. „Und ich werde auf diesem lila-blaugrünen Seepferdchen-Drachen-Ding reiten.“
Während wir darauf warteten, dass unsere Favoriten gleichzeitig frei wurden, bestaunten wir die Nebenattraktionen, die sich über den ganzen Rummelplatz verteilten. Speziell eine Frau stach uns ins Auge. Sie musste mindestens zwei Meter groß sein und hatte rote Haare, die ihr fast bis zu den Knien reichten. Gekleidet war sie wie eine Puppenspielerin, und die Fäden, die sie in der Hand hielt, waren an einem kleinen einarmigen Jungen befestigt, der sich wie eine Marionette bewegte. Die beiden waren entzückend.
Ein paar Meter weiter balancierte ein Mann auf einem großen Ball und jonglierte dabei mit brennenden Fackeln. Die um ihn herumstehenden Eltern feuerten ihn zwar lautstark an, hielten aber ihre Kinder aus Angst vor möglichen Brandunfällen vorsichtshalber auf Abstand.
„Ich kann nicht glauben, dass er blind ist“, sagte ein Mädchen im Teenageralter, das gerade mit ihrer Familie an uns vorbeilief.
„Der Jongleur?“, fragte ich erstaunt.
„Genau der“, bestätigte ihr Vater. „Ist das nicht unfassbar?“
Definitiv, aber nicht mehr oder weniger als alles andere hier.
Gegenüber dem mit roten Ziegeln gepflasterten Mittelweg hing eine Frau an nur einem Bein in einem Ring, der zwischen zwei großen Kiefern befestigt war. Sie drehte sich so schnell, dass man sie kaum noch erkennen konnte. Und dann, von einem Augenblick auf den anderen, wirbelte sie herum, sich nur noch mit einer Hand festhaltend, und schlussendlich drehte sie sich sogar, während sie nur noch am Hinterkopf hing. Ich war absolut fasziniert von all den Verrenkungen, die sie ihrem Körper zumutete. Nach Beendigung ihrer Darbietung ließ ihr Helfer sie zunächst auf den Boden herab, wo sie sich vor der Menge verbeugte, und ihr zuwinkte. Dann brachte er ihr einen Rollstuhl. Sie setzte sich hinein und legte ihr rechtes Bein auf der Fußstütze ab.
„Sieh doch nur“, sagte ich, an Tripp gewandt. „Sie scheint halbseitig gelähmt zu sein. Ich hätte das, was sie gerade gemacht hat, nicht einmal mit vier Beinen und Superkräften bewerkstelligen können.“
„Komm, wir sind an der Reihe.“ Tripp nahm meine Hand und zog mich eine kurze Treppe hinauf zur Karussellplattform und dann zu einer weiteren, die zum oberen Deck führte.
Wie aufgeregte Kinder eilten wir zu unseren Tierfiguren. Ein kleines Mädchen schmollte, als es sah, wie ich das Zebra in Beschlag nahm, entdeckte dann jedoch zum Glück ein Stück weiter ein weißes Einhorn mit einer wunderschönen, wallenden Mähne.
Ich blickte mich zu Tripp um, der breit grinste, während sein Seepferdchen-Drache zur Drehorgelmusik auf und nieder glitt, und fühlte mich so leicht und unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Als das Karussell zum Stillstand kam – ich schwöre, unsere Fahrt war wesentlich kürzer als alle anderen zuvor –, sprang er von seinem Reittier und half dann mir beim Absteigen. Ich tätschelte meinem Zebra den Hintern und dankte ihm für den tollen Ritt.
„Bist du bereit, nach Hause zu gehen?“, fragte er, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Bevor ich antworten konnte, kam eine Frau auf uns zu – Anfang dreißig, dunkelbraunes Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr über den halben Rücken reichte, olivfarbene Haut, schwarzbraune Augen. In ihrer khakigrünen Cargohose, dem grauen Tanktop und den Wandersandalen sah sie aus, als käme sie geradewegs aus einem südamerikanischen Dschungel.
„Entschuldigen Sie die Störung“, sprach sie uns mit einem leichten spanischen Akzent an. „Ich hätte ein paar Fragen an Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Mein Name ist Lupe Gomez, ich bin Journalistin und arbeite an einer Artikelserie über Whispering Pines. Mich würde Ihre Meinung zu diesem Zirkus interessieren. Dürfte ich Ihre Namen erfahren? Wohnen Sie in der Nähe oder machen Sie lediglich Urlaub hier?“
„Ich bin Jayne O’Shea, und das ist Tripp Bennett“, stellte ich uns vor. „Man könnte sagen, wir sind nur vorübergehend ortsansässig, da wir das Haus meiner Großeltern renovieren und zum Verkauf vorbereiten. Meine Meinung zum Zirkus? Wie kann man ihn nicht lieben? Es ist ein fantastischer Ort.“
„Das sehe ich genauso“, stimmte Tripp mir zu. „Hier findet man Menschen jeden Alters, von winzigen Babys bis zu älteren Semestern, und ich habe bisher niemanden gesehen, der kein Lächeln im Gesicht hatte.“
Ich blickte zu ihm hinüber. „Wirst du etwa dafür bezahlt, Werbung für den Zirkus zu machen?“
„Mir war gar nicht bewusst, dass es solch einen Job gibt. Ist er lukrativ?“
Lachend wandte ich mich wieder der Reporterin zu. „Sie sagten, ihr Name sei Lupe? Für wen schreiben Sie?“
„Ich arbeite für ein Online-Reisemagazin aus Wisconsin. Es heißt Unique Wisconsin. Was hat Ihnen hier und heute am besten gefallen?“
„Die Vorstellung im Zirkuszelt“, sagte ich.
„O ja“, stimmte Tripp mir zu. „Die war großartig.“
„Bleiben Sie auch noch zur Abendaufführung?“, erkundigte sich Lupe.
„Ich denke nicht, dass wir uns alles ein zweites Mal ansehen müssen“, erwiderte er.
„Die Abendvorstellung ist nur für Erwachsene … Wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Sie zwinkerte uns zweideutig zu.
„Oha, also eine Art erotische Show?“ Plötzlich bemerkte ich, dass Tripp viel zu nah neben mir stand und ich wurde rot.
Lupe schüttelte den Kopf. „Nichts in der Art, aber die Kostüme sind freizügiger, die Darbietungen gewagter und die Atmosphäre … Na ja, überzeugen Sie sich selbst.“
„Vielleicht sollten wir uns das wirklich nicht entgehen lassen”, wandte sich Tripp an mich, und seine Augen glänzten in freudiger Erwartung. „Meinst du, Meeka würde noch eine gute Stunde durchhalten?“
Meeka war mein West Highland White Terrier.
„Das sollte sie schaffen“, sagte ich. „Sie hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Erst hat sie stundenlang am Ende des Stegs gestanden und jedes Boot, jeden Jetski, jeden Schwimmer und auch noch jeden Fisch angebellt, der sich in die Nähe unseres Grundstücks wagte. Und dann hat sie auch noch irgendetwas Unsichtbares durch den Garten gejagt. Als ich sie hereinrief, war sie dermaßen ausgepowert, dass sie auf ihrem Kissen eingeschlafen war, noch bevor ich die Tür geschlossen hatte.“
„Dann lass uns doch die rasanten Schwertschlucker anschauen“, bettelte er.
„Aber bevor Sie gehen …“ Lupe hielt eine professionell aussehende Kamera hoch. „Dürfte ich für unsere Website ein Foto von Ihnen beiden machen?“
Ich stützte eine Hand in die Hüfte und lehnte mich an Tripp, der seinen Arm um meine Schultern legte. Lupe schoss ein paar Bilder, ich gab ihr meine E-Mail-Adresse, und sie versprach, das beste auszuwählen und es mir ebenfalls zukommen zu lassen.
„Ihr zwei seid wirklich süß zusammen“, stellte sie lächelnd fest, als sie durch die Aufnahmen scrollte, hielt dann jedoch irritiert inne, als sie meinen finsteren Blick bemerkte. „Entschuldigung. Wie auch immer, viel Spaß noch. Ich bin sicher, wir laufen uns irgendwo wieder über den Weg, denn ich habe vor, den ganzen Sommer hier zu verbringen.“
Wir schlenderten die Festmeile entlang, vorbei an den Spiel- und Fahrgeschäften für die Kleinsten, und betraten zum zweiten Mal an diesem Tag die Manege. Was die Nachmittagsvorstellung anbelangte, hatten wir die Zahl der Zuschauer unterschätzt. Wir kamen zu spät und ergatterten gerade noch Plätze in der hintersten Reihe. Dieses Mal jedoch waren die Tribünen praktisch leer. Entweder wir waren zu früh dran oder es versprach bei weitem nicht so interessant zu werden, wie Lupe es uns glauben ließ.
Es war dasselbe Zelt, aber die Stimmung war eine völlig andere als zwei Stunden zuvor. Die traditionelle Dekoration war verschwunden und durch etwas ersetzt worden, das mich an eine Show im Stil des Cirque du Soleil erinnerte. Am Nachmittag hatten grelle, schwenkbare Scheinwerfer für die nötige Beleuchtung gesorgt. Jetzt waren diese gedimmt und tauchten das Innere des Zeltes in ein rosafarbenes, romantisch anmutendes Licht. Auch die langen Stoffbahnen, die als Hintergrund für die drei Manegen dienten und den Bühnenbereich für die Artisten abtrennten, waren ausgetauscht worden. Waren sie am Nachmittag noch bunt gestreift – rot, gelb, grün und blau –, schillerten sie jetzt schwarz, rot, gold- und elfenbeinfarben. Von irgendwoher erklang leise die romantische Musik eines französischen Akkordeons. Inzwischen war ich extrem neugierig, wie sich diese Vorstellung von der vorherigen, familienfreundlichen unterscheiden würde.
Tripp legte eine Hand an meinen unteren Rücken, was mich trotz des heißen Abends erschauern ließ, geleitete mich zu Sitzplätzen direkt gegenüber der Manege und ließ sich dicht neben mir nieder. Zu dicht für mein Empfinden. Das komplette Dorf tuschelte eh schon darüber, dass wir ein Paar wären. Seit wir vor ein paar Stunden auf dem Gelände angekommen waren, hatte ich mindestens ein Dutzend Male erklären müssen, dass wir lediglich als Freunde unterwegs waren. Klar, Tripp hatte mir bereits des Öfteren deutlich zu verstehen gegeben, dass er gerne mehr wäre, ich jedoch war noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen.
Indem ich vorgab, ich bräuchte etwas Luft, rutschte ich ein Stück von ihm weg. Sofort fühlte ich mich besser, wenn auch nach wie vor leicht nervös. Warum nur? Wir waren doch lediglich zwei gute Bekannte, die sich einen entspannten Tag im Zirkus gönnten. Vielleicht hatte meine plötzliche Panik auch gar nichts mit uns zu tun. Misstrauisch blickte ich mich um, suchte das Zelt nach allem ab, was auf Ärger hindeuten könnte. Fehlanzeige! Also lag es anscheinend doch an dem Gerede der Leute über uns und unser mögliches Verhältnis.
Allerdings war ich ein Ex-Cop und vertraute immer meinen Instinkten. Und die rieten mir, wachsam zu bleiben, nur für den Fall der Fälle.

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